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Pflege und Betreuung zu Hause: Psychische und physische Herausforderungen

PFLEGE UND BETREUUNG ZU HAUSE: PSYCHISCHE UND PHYSISCHE HERAUSFORDERUNGEN
 

Die Pflege und Betreuung von Angehörigen in den eigenen vier Wänden ist eine anspruchsvolle und oft herausfordernde Aufgabe. Sie erfordert physische Stärke und stellt auch hohe Anforderungen an die psychische Belastbarkeit. Während die häusliche Pflege viele Vorteile bietet, wie eine vertraute Umgebung und eine persönlichere Betreuung, sind die damit verbundenen Herausforderungen nicht zu unterschätzen. 

 

Warum häusliche Pflege immer wichtiger wird

Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel sind zwei Aspekte, die für eine Pflege zuhause sprechen. In einer alternden Gesellschaft steigt der Bedarf an Pflegeleistungen stetig an. Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Der Fachkräftemangel im Pflegebereich verstärkt den Trend zur häuslichen Betreuung, da nicht für alle Betroffenen ausreichend professionelle Pflegeplätze verfügbar sind.
Die Pflege zu Hause ermöglicht den Erhalt von Autonomie und Würde des Pflegebedürftigen. Darüber hinaus fördert sie emotionale Bindungen und schafft ein Gefühl von Sicherheit, da die Betreuungsperson meist ein Familienmitglied ist. Es ist kein Wunder, dass 4,17 Millionen Pflegebedürftige – das entspricht 84 Prozent – im Jahr 2021 zu Hause versorgt wurden. Trotz dieser Vorteile bringt die häusliche Pflege eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich, die Pflegepersonen physisch und psychisch stark belasten können. 

 

Physische Herausforderungen der häuslichen Pflege

Pflegepersonen müssen häufig körperlich schwere Arbeit verrichten. Dazu zählen das Heben oder Umlagern des Pflegebedürftigen, Unterstützung bei der Mobilität oder die tägliche Körperpflege. Besonders bei schwer pflegebedürftigen Personen kann dies zu Rückenschmerzen, Muskelverspannungen oder sogar langfristigen körperlichen Schäden führen.

Ein Beispiel für die körperlichen Herausforderungen ist die Pflege von Patienten mit Leberzirrhose, einer schweren chronischen Erkrankung der Leber. Betroffene leiden häufig unter Symptomen wie starkem Schwächegefühl, Wasseransammlungen im Bauchraum (Aszites) und eingeschränkter Beweglichkeit. Der Umgang mit Aszites ist für Pflegepersonen besonders herausfordernd und erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Wissen. Medizinische Aufgaben wir das Überwachen von Medikamenteneinnahmen oder der richtige Umgang mit dem Katheter fallen ebenfalls in den Aufgabenbereich der Pflegepersonen. 
Die pflegenden Personen haben oft wenig Zeit für ihre eigene Gesundheit. Arztbesuche werden verschoben, regelmäßige Bewegung wird vernachlässigt, und es fehlt die Zeit für eine ausgewogene Ernährung.  Die ständige Bereitschaft führt zudem oft zu Schlafmangel. Pflegebedürftige benötigen häufig auch nachts Unterstützung, sei es aufgrund von Schmerzen oder Unruhe, die durch die Krankheit verursacht wird. 

 

Psychische Herausforderungen der häuslichen Pflege

Die emotionale Bindung zu dem Pflegebedürftigen kann die Aufgabe sowohl erleichtern als auch erschweren. Auf der positiven Seite steht die tiefe Verbundenheit, die oft den Antrieb gibt, auch in schwierigen Momenten durchzuhalten. Diese Bindung fördert ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und persönlicher Verantwortung, das in der professionellen Pflege seltener zu finden ist.

Doch wenn sich der Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen verschlechtert, müssen Pflegende oft miterleben, wie die Person ihre Selbstständigkeit verliert. Dieser Prozess ist besonders belastend, da die Pflegeperson häufig das Gefühl hat, trotz ihrer Bemühungen nichts gegen den fortschreitenden Verfall tun zu können. Pflegende fühlen sich oft schuldig, wenn sie das Gefühl haben, nicht genug leisten zu können oder Fehler zu machen. Auch der Wunsch nach einer Pause oder einem normalen Leben kann Schuldgefühle auslösen, da er im Widerspruch zum Pflichtbewusstsein steht.

Der schleichende Verlust der Persönlichkeit eines geliebten Menschen, etwa bei Demenz, kann zu einem Gefühl der „vorzeitigen Trauer“ führen. Pflegende trauern oft um die Person, die der Pflegebedürftige einst war, selbst wenn er oder sie noch lebt. Diese und weitere belastende Emotionen können im Laufe der Zeit zunehmen. 

Pflegepersonen sind häufig mit einer Vielzahl von belastenden Emotionen konfrontiert, die im Laufe der Zeit an Intensität zunehmen können. Diese Emotionen resultieren sowohl aus der täglichen Pflegearbeit als auch aus der psychologischen Belastung, die mit der Krankheit des Pflegebedürftigen verbunden ist. Pflegende Angehörige widmen einen Großteil ihrer Zeit der Betreuung und vernachlässigen dabei oft ihr eigenes soziales Leben. Die ständige Verfügbarkeit und die Verantwortung, die mit der Pflege verbunden ist, führen bei vielen Pflegepersonen zu einer emotionalen Erschöpfung. Sie fühlen sich ausgebrannt und überfordert, was langfristig zu ernsthaften psychischen Problemen führen kann:

 

  • Depressionen: Pflegepersonen, die über einen längeren Zeitraum hinweg emotional und physisch belastet sind, entwickeln häufig depressive Symptome. Diese äußern sich in Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Reizbarkeit und einem allgemeinen Gefühl der Überforderung.
     
  • Angststörungen: Die Sorge um die Gesundheit des Pflegebedürftigen und die ständige Angst vor einem möglichen Notfall oder einer Verschlechterung der Situation können Pflegepersonen in einen Zustand chronischer Angst versetzen. 
     
  • Burnout-Syndrom: Burnout ist eine weit verbreitete Folge der Überforderung bei der häuslichen Pflege. Es äußert sich durch einen Zustand der totalen Erschöpfung, sowohl emotional als auch physisch. Pflegepersonen fühlen sich ausgelaugt, zynisch und emotional distanziert – selbst gegenüber dem Pflegebedürftigen. 

Eine der größten psychischen Herausforderungen der häuslichen Pflege ist die Erfahrung des schleichenden Verlusts. Pflegepersonen trauern oft bereits während der Pflege um die Person, die der Pflegebedürftige einst war. Dies tritt insbesondere bei Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz auf, bei denen sich die Lebensqualität und die Persönlichkeit des Betroffenen mit der Zeit verschlechtern. Diese Art von Trauer ist besonders schmerzhaft, da sie von einem tiefen Gefühl der Ohnmacht begleitet wird. 

 

Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen

Um den Belastungen standzuhalten, können gezielt Maßnahmen zur Entlastung ergriffen werden. Physische und psychische Unterstützung spielen dabei eine Schlüsselrolle, ebenso wie eine gute Organisation und die Förderung der eigenen Gesundheit. Moderne Pflegehilfsmittel wie Patientenlifter oder höhenverstellbare Betten können körperliche Belastungen reduzieren. Mobile Pflegedienste oder Tagespflegeeinrichtungen können Pflegepersonen zeitweise entlasten.

Was die psychische Unterstützung angeht, können Pflegende sich in Selbsthilfegruppen mit anderen Pflegepersonen austauschen und wertvolle Tipps erhalten. Ein professioneller Therapeut kann dabei helfen, mit Schuldgefühlen, Ängsten und Stress umzugehen. Regelmäßige Auszeiten sind unerlässlich, um Kraft zu tanken. Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege bieten hier die Möglichkeit für Pflegende, eine Pause einzulegen. 

Die Pflege eines Angehörigen erfordert ein sensibles Gleichgewicht zwischen der Fürsorge für den Pflegebedürftigen und der Selbstfürsorge. Indem Pflegepersonen lernen, sich selbst genauso wichtig zu nehmen wie den Pflegebedürftigen, schaffen sie die Grundlage dafür, langfristig gesund und belastbar zu bleiben und ihren Angehörigen die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen. 

 


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