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Geek oder Nerd: Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Der Mensch liebt es, seine Umwelt zu kategorisieren. Technik-affine Individuen erleben in dieser Hinsicht seit ein paar Jahren einen erstaunlichen Umschwung. Galten die erfolgreichen Webdesigner, Programmierer und IT-Spezialisten von heute einst noch als Außenseiter, sind ihre Fähigkeiten nun gefragter denn je. 

Mit der veränderten Wahrnehmung dieser Berufsgruppen und ihrer entsprechenden Leidenschaften verlieren typische Begriffe wie „Nerd“ und „Geek“ im Alltag an Bedeutung. Wo aber kamen diese Zuweisungen eigentlich her?

Klischees und falsche Schlüsse

Die Frage selbst gewinnt vor allem durch das Auftreten des „Hipsters“ an Relevanz. Die Präsenz dieser Form der Inkultur hat lang gebräuchliche Kategorien stark durcheinander geworfen.

Man stelle sich folgende Person vor: Fan-Shirt, Jeans und Karohemd, dazu dicke schwarze Brille – das Klischee des glücklichen Geeks. Wird nun der vermeintliche Minecraft-Fan auf das Revival klassischer Videospiele, wie es etwa bei Cyberghost beschrieben wird, angesprochen, wirft eine Antwort wie „Keine Ahnung Dude, ich zock nur Candy Crush!" den echten Geek komplett aus der Bahn. Blasphemie! Hört er die Freunde des abziehenden Hipsters dann fragen, was der schräge „Nerd“ denn wollte, ist er endgültig verwirrt.

Verlässliche Erkennungsmerkmale sind definitiv passé. Was aber sagen all diese Kategorien eigentlich aus? Geht es schlicht um überholte Klischees? Warum um alles in der Welt gilt es als hip, wie ein Nerd oder Geek auszusehen, einer zu sein hingegen nicht?

Der Nerd von damals

Es gab eine Zeit vor dem Smartphone. Eine Zeit, in der Internet und Telefon kabelgebunden funktionierten und kaum jemand Interesse an den dazugehörigen Technologien zeigte. Zu unser aller Glück fanden sich schon damals hier und dort Mainstream-resistente Seelen mit einem Hang zu naturwissenschaftlichen Interessen, die ihr Wissen und ihre Zeit gern dafür opferten, mehr aus diesen Dingen zu machen.

Sie entdecken das Potenzial einfacher Programmiersprachen und IT-Strukturen. Eine solche thematische Vertiefung kostet natürlich Zeit. Zeit, die junge Menschen nur haben, wenn sie sich, im Gegensatz zu gefühlt allen anderen, nicht für Sport und Partys interessieren.

Von ihren Mitmenschen wurden diese Menschen gern als „Freaks“ abgestempelt. Da Freaks nun aber Außenseiter aller Art seien können, wurde der Ausdruck präzisiert: Man sprach von Nerds.

Diese Nerds waren meist äußerst intelligent und zumindest in ihren Spezialgebieten weit fortgeschritten. Allerdings brachten ihre oft mangelnden sozialen Fähigkeiten ihnen einen erstaunlich schlechten Ruf ein. 

Es entstand das Klischee des blassen “Kellerkindes”, welches von früh bis spät an seinen Geräten tippt, in Formeln schwelgt und sich weder für sein Äußeres noch für die Belange anderer Menschen interessiert. Dass dieselben Menschen sich zudem oft für SciFi-Serien, Comics und Computerspiele interessierten, verstärkte ihre Außenseiterrolle nur noch.

Auf dem Weg zu gesellschaftlicher Akzeptanz

Mit dem Fortschritt der Technologien wurde die Faszination für mediale Anwendungen massentauglich. Computerspiele, Smartphones und Tablets funktionieren inzwischen weitestgehend intuitiv. Auch durchschnittlich begabte Menschen sehen den Nutzen smarter Technologien. Computerspiele sind Alltag – sie entwickeln zu können, gilt als beneidenswerte Fähigkeit.

Der Nerd ist mit seinen Kompetenzen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die „Loser“ von damals sind die Gewinner von heute. Im wörtlichen Sinne, da Fähigkeiten im Bereich Physik, Mathematik und Cyber-Technologie wirtschaftlich gefragter sind denn je. Den Nerd als typischen Sündenbock gibt es nicht mehr. 

Der Begriff kommt inzwischen nur noch zum Tragen, wenn jemand so sehr in seiner Begeisterung für ein komplexes Sachgebiet aufgeht, dass er kaum in der Lage ist, über etwas anderes zu reden und/oder sich stark zurückzieht. Es geht meist um introvertierte Menschen, für die gesamtgesellschaftlich leider nach wie vor wenig Akzeptanz herrscht.

Was ist ein „Geek“?

Der Geek erscheint ein wenig wie der aufgeweckte kleine Bruder des Nerds. Auch Geeks gehen voll und ganz in ihren Interessen auf. Sie können ähnlich begeistert von Technologien und Computerspielen schwärmen wie klassische Nerds. Allerdings zeigen sie sich der Popkultur gegenüber deutlich aufgeschlossener.

Ihre Welt ist oft bunt, was ihnen ein eher kindisches Klischee verpasst. Sie können sich exzessiv in TV-Serien vertiefen, kennen Dialoge ihrer Lieblingshelden auswendig und lesen gehäuft Mangas, Comicbücher oder Sciencefiction-Romane.

Um ihre Themen herum entwickeln sie stark vernetzte Welten. Geeks lieben es, Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen und organisieren mitunter große Events wie Comic Cons oder Cosplay-Aktionen.

Auch Geeks ecken an, wenn sie ihre Fantasiewelt in den Alltag übertragen. Da ihre Themen dem Mainstream jedoch naheliegen, wird ihnen eher verziehen. Ihre Ambitionen, sich kreativ auszudrücken, können viele bekennende Geeks wunderbar mit ihrer Begeisterung für Programmiertechniken, Webdesign oder Cyber-Gadgets verbinden. Dadurch sind sie mitunter recht erfolgreich.

Ich bin ein Geek und das ist auch gut so

Geeks stellen entsprechend dieser Betrachtung die Schnittstelle zwischen Normalos und Nerds dar. Sie sind im Gegensatz zu ihren verkopften Freunden jedoch deutlich zugänglicher und wollen gesehen werden. Sie sind stolz auf das, was sie können. Sie haben Spaß an ihrem Metier und verbreiten gern Begeisterung für neue Ideen.

Begeisterung, die ansteckt und dafür sorgt, dass der typische Geek inzwischen mitten im Mainstream schwimmt. Smart Homes, weltberühmte Marvel-Verfilmungen und der Siegeszug der Pokémon, all das macht die ehemaligen Exoten zu Vorreitern. Sie werden zu Vorbildern für nachfolgende Generationen und sind stolz darauf.

Geekige Nerds und nerdige Geeks

Es wird mehr als deutlich, dass die Bezeichnungen Geeks und Nerds in der modernen Gesellschaft miteinander verschwimmen dürfen. Die Zuschreibungen sind überholt, wir nehmen beide Personengruppen schlicht als Fachleute mit starken Persönlichkeitsmerkmalen oder ausgeprägten Interessen war.

Allerdings sehen aktuell Medien vermehrt eine Tendenz zur Ausprägung “autistischer Züge” in den beschriebenen Verhaltensweisen. Bei derartigen Interpretationen ist jedoch vorsichtig geboten. 

Das Autismus-Spektrum beschreibt unveränderliche Persönlichkeitsausprägungen, definiert durch neurologische Strukturen, nicht einfache Vorlieben. Dennoch darf man anmerken, dass, auch wenn nicht jeder Autist ein Nerd ist, Nerds und Geeks für Autisten mit entsprechenden Interessen die perfekte Community darstellen können.

Der harte Weg nach oben

Auch wenn die Begrifflichkeiten sich ändern, wäre es falsch zu folgern, dass wir als Gesellschaft gelernt hätten, Randgruppen mit besonderen Interessen und Fähigkeiten als gleichwertig zu akzeptieren. „Echte“ Nerds haben es vielerorts immer noch schwer, sich zu behaupten.

Auf dem Schulhof dominiert nach wie vor Muskelkraft über kognitive Argumente und auch Aufstiegschancen im späteren Berufsleben sind erstaunlich von Vitamin-B abhängig. Sowohl der verspielte Geek als auch der hochintelligente Nerd beweisen eine hohe Frustrationstoleranz, wenn sie es in Spitzenpositionen schaffen. 

Dort allerdings landen sie erstaunlich häufig. Ein Fakt, der den „Hatern“ von damals und heute zu denken geben sollte, aber das ist wieder eine andere Kategorie.


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