Wer sich mit dem Gedanken trägt, sesshaft zu werden und ein Haus zu bauen, muss auch den Standort planen. Beruflich bedingt ziehen viele Kinder aus ihrem Geburtsort in andere Städte oder Regionen. Dadurch entsteht ein räumlicher Abstand zur Familie, der auf unterschiedliche Weise empfunden wird. Viele Kinder kehren als Erwachsene in ihre Heimatregionen zurück und möchten ihren Wohnsitz in der Nähe der Eltern aufschlagen. Um diesen Schritt zu gehen, sollte man sich im Vorfeld ausreichend Gedanken machen und das Für und Wider genau abwägen.

Wie klappt das Zusammenleben am gleichen Ort?

Die meisten Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder auch im Erwachsenenalter in der Nähe wohnen. Familientreffen lassen sich dadurch leichter organisieren, die Enkel und Großeltern haben intensiveren Kontakt und wenn es etwas zu besprechen gibt, lässt sich das vor Ort realisieren. Daher nutzen viele junge Menschen die Möglichkeit, beispielsweise durch berufliche Veränderungen wieder in ihren Heimatort zurückzukehren und sich dort niederzulassen. Das bedeutet, dass Eltern und die Familie jederzeit erreichbar sind. Doch auch diese können jetzt jeden Tag vor der eigenen Haustür stehen.

Damit das Zusammenleben innerhalb eines Ortes funktioniert, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Ist das nicht der Fall, ist räumlicher Abstand die bessere Wahl, damit beide Seiten ihr Leben uneingeschränkt leben können.
 

Wenn Eltern pflegebedürftig werden

Neben der Tatsache, dass Großeltern gerne als Babysitter einspringen und jungen Eltern das Leben leichter machen, sollte vor dem Hausbau ein Aspekt unbedingt besprochen werden. Was passiert mit den Eltern im Alter?

Wer in der Nähe seines Elternhauses baut, sollte mit Erwartungen rechnen, die aufkommen werden. Irgendwann sind Eltern im pflegebedürftigen Alter, auch wenn die Gesundheit erhalten bleibt und es nur um Hilfe im Haushalt geht.

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, die Fürsorge, die man als Kind erhalten hat, in späteren Jahren an die Eltern zurückzugeben und ihnen den Lebensabend so angenehm und leicht wie möglich zu gestalten. Doch das ist nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Schichtarbeit, große Entfernungen zum Arbeitsplatz oder verantwortungsvolle und zeitraubende Positionen innerhalb eines Unternehmens sorgen dafür, dass kaum Zeit für die Familie und Erholung bleibt. Wer in solch einer Situation einen Angehörigen pflegen muss, wird schnell an seine Grenzen kommen. Andererseits tut es vielen Senioren weh, wenn sie von ihren Kindern aus Zeitgründen in einem Pflegeheim untergebracht werden und ihren Lebensabend nicht mehr in gewohnter Umgebung verbringen können.

Im günstigsten Fall stehen sich Eltern und Kinder so nahe, dass bei einem Hausbau eine Einliegerwohnung in Betracht gezogen wird. Diese lässt sich zuerst für die eigenen Kinder nutzen, wenn diese älter und selbstständiger werden. Ziehen die Großeltern ein, lässt sich die Pflege leichter organisieren, weil Anfahrtswege entfallen und auch nachts jederzeit jemand erreichbar ist. Bei dieser Maßnahme muss man sich im Klaren sein, dass es Abstriche an der eigenen Privatsphäre geben wird. Die Betreuung der Eltern oder Schwiegereltern im eigenen Haus erfordert Zeit, Rücksichtnahme und viel Aufmerksamkeit.

Aus Kindern werden Erwachsene

Es ist nicht damit getan, den Senior in sein Haus aufzunehmen. Dieser Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse und einen individuellen Rhythmus entwickelt, die sich im Alter nur schwer umstellen lassen. Vielmehr muss die Familie Rücksicht auf den älteren Menschen nehmen und bereit sein, ihr Leben teilweise umzustellen.

Sind die Eltern noch rüstig und leben diese noch in ihrem eigenen Haus, treffen auch dann zwei Welten aufeinander, wenn sich Kinder im gleichen Ort ansiedeln. Senioren haben viele Gewohnheiten und vor allem Lebensansichten, die sich über die Jahrzehnte eingeschliffen haben. Bei räumlicher Distanz bleiben viele Eigenheiten im täglichen Leben verborgen. Doch ein Umzug in die elterliche Nähe kann dazu führen, dass sich neue Tagesabläufe etablieren und damit müssen beide Seiten einverstanden sein.

Es geht also nicht nur darum, das passende Grundstück beispielsweise im Großraum Ortenau zu finden und in dieser wundervollen Landschaft das eigene Heim zu bauen. In der Nähe der Eltern sind auch die psychischen Familienstrukturen gefordert. Kinder müssen sich damit auseinandersetzen, zu welchem Menschen sie herangewachsen sind. Sie unterscheiden sich deutlich von der Person, die das Elternhaus zu einem bestimmten Zeitpunkt verlassen hat. Eigene Erfahrungen, neue Ansichten und Wünsche an das eigene Leben haben aus dem Kind einen erwachsenen Menschen gemacht, der einen neuen Zugang zu den eigenen Eltern finden muss. Deshalb ein kurzer Vergleich der Vor- und Nachteile, die zu bedenken sind.

Vorteile und mögliche Schwierigkeiten auf einen Blick

Vorteile:

- familiäre Hilfe vor Ort
- Enkelkinder können durch die Großeltern betreut werden
- Haustiere sind während des Urlaubs versorgt
- Zusammenhalt durch die Familie
- Kinder wachsen in einem Familiensystem auf, das immer seltener wird

Nachteile:

- dominante Eltern übernehmen die Kontrolle über das Leben der Kinder
- Eltern lassen den Kindern keinen Raum für eigene Entscheidungen
- bei gestörten Familienbeziehungen kommt es zu angespannten Begegnungen, wenn man innerhalb der Stadt oder des Ortes aufeinandertrifft
- angespannte Verhältnisse auf engstem Raum machen den Enkeln das Leben schwer
- der Bau eines Hauses sorgt dafür, dass man sich an den Wohnort bindet und diesen nicht einfach verlassen kann, wenn Abstand zur Familie notwendig wäre

Nähe und Distanz

Sind die Bedürfnisse in diesem Bereich unterschiedlich ausgeprägt, müssen Eltern und Kinder kommunizieren, was möglich ist. Wünschen sich Großeltern täglichen Besuch, lässt das den Eltern nur wenig Raum für ein eigenes Leben. An diesem Punkt muss zwischen Rücksichtnahme auf die Großeltern und dem Unterdrücken der eigenen Bedürfnisse unterschieden werden. Letzteres führt zu Unzufriedenheit, wenn es ausschließlich um die Wünsche der Senioren geht.

Jede der beiden Parteien muss ein eigenes Leben ohne Schuldgefühle und Abhängigkeiten führen können. Dafür braucht es einen eigenen Freundeskreis, eigene Aktivitäten und die Fähigkeit, in respektvoller Weise Grenzen zu setzen. Kinder kennen ihre Eltern am besten. Sie wissen, ob diese ihnen in das eigene Handeln hineinreden werden oder Erwartungen entwickeln könnten, die nichts mit den Wünschen der Kinder zu tun haben. In diesem Fall muss man sich überlegen, ob durch eigene Grenzsetzung ein neuer Umgang innerhalb der Familie geschaffen werden kann oder ob etwas mehr räumliche Distanz in Betracht gezogen werden sollte.

Schwierig wird es in dem Fall, wenn eine Seite mehr möchte als die andere. Das kann auch bedeuten, dass die Enkelkinder täglich aus beruflichen Gründen der Eltern bei den Großeltern untergebracht werden sollen, was die Senioren zu bestimmten Zeiten an ihr Haus bindet. Hier hilft nur, im Vorfeld alle Erwartungen offenzulegen. Was wünscht sich jede Seite von der anderen in Bezug auf Nähe und Distanz? Respektieren sich Eltern und Kinder, finden sich ehrliche Kompromisse. Das bedeutet in den meisten Fällen, dass nicht alle eigenen Wünsche erfüllt werden, aber es wird immer im Interesse aller Beteiligten gehandelt.

Familiärer Zusammenhalt

Kinder und Eltern wünschen sich ein harmonisches Verhältnis. Eltern möchten dafür respektiert werden, dass sie sich um ihre Kinder kümmerten und versuchten, die bestmöglichen Eltern zu sein. Kinder freuen sich über die Anerkennung durch die Eltern. Für all das, was sie ihr Leben lang tun. Werden diese Bedürfnisse erfüllt, kann die Familie nah beieinander wohnen und ein wunderbares Verhältnis haben. Früher war diese Lebensweise Normalität. Erst die industrielle Entwicklung sorgte dafür, dass sich Familien über das ganze Land verstreuten.

Dass sich immer mehr junge Menschen erneut auf den Zusammenhalt und die Sicherheit besinnen, die eine Familie mit gesunden Strukturen bieten kann, liegt an den sich schnell wandelnden und damit sehr unsicheren Zeiten. Die äußeren Anforderungen werden immer größer und können oft nur durch das Miteinander innerhalb der Familie realisiert werden. Daher kann es hilfreich sein, in die Nähe der eigenen Familie zurückzukehren und sich dort niederzulassen, wenn jede Generation von der anderen wertgeschätzt und respektiert wird.

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